Einstellungs- und Verhaltensänderung zur Qualität – Ein Unternehmen lernt neue Gewohnheiten
Ein lernendes und lernfähiges Unternehmen wird längerfristig zu den Gewinnern im Kampf um die Gunst der Kunden zählen. Der Erfolg hängt wesentlich ab vom menschlichen Verhalten im Kontext der Qualitätssicherung. Während der Veranstaltung „Einstellungs- und Verhaltensänderung zur Qualität – Ein Unternehmen lernt neue Gewohnheiten“ ging Claudia Metzger, Projektmanagerin der Unternehmensberatung t&t, auf die Rahmenbedingungen für eine dauerhafte Verbesserung der Produkt- und Prozessqualität ein. Sie führte aus, was Führungskräfte und Mitarbeiter motiviert, risikofreier zu arbeiten und so eine „Verantwortungsgemeinschaft Qualität“ zu bilden. Getreu der Devise „Vorbeugen ist besser als heilen“ stellte die Projektmanagerin vor, wie Risiken mithilfe von Perspektivmustern frühzeitig erkannt und vermieden werden und warum es sich lohnt, einen Lernprozess anzuregen, wo bislang häufig Straf- und Drohsysteme regierten. Die Referentin verdeutlichte, dass in Unternehmen, in denen beim Auftauchen von Fehlern die „Keule ausgepackt“ wird, keine Lernhaltung entstehen kann. Dort, wo nur Zahlen verglichen werden und es den Bereichen mit schlechten Zahlen buchstäblich schlecht ergeht, könne kein nachhaltiger Verbesserungsprozess in Gang kommen. Eher wird Beschönigung oder gar Vertuschung gefördert. Ein Wandel erscheine dringend erforderlich. Die Änderung solcher jahrelang gefestigter Strukturen und Verhaltensweisen gelinge allerdings nicht von heute auf morgen.
Praktische Instrumente für passende Lernsettings, Führungskompetenzen mit konstruktiver Kommunikation sowie ein effizientes Management-Abstimmungssystem bilden Frau Metzger zufolge den Schlüssel zur Verhaltensänderung. Sie erläuterte, wie Führungskräfte in sogenannten „Risiko-Lerngängen“ lernen, Fragen so zu stellen, dass ihre Mitarbeiter sich nicht automatisch rechtfertigen, sondern spüren, dass die Führungskraft echtes Interesse an ihrem Praxiswissen äußert. Ihre Erfahrungen aus den Risiko-Lerngängen fassten Teilnehmer
so zusammen: „Ich hätte nie gedacht, dass die Mitarbeiter so auskunftsfreudig und motiviert sind“, „Erstaunlich, was meine Haltungsänderung bei den Mitarbeitern auslöst“ oder „Ich habe von Dingen erfahren, die in meiner Vorstellungswelt überhaupt nicht vorkamen.“ Frau Metzger wies darauf hin, dass, wenn man anfange, an einem „Zipfelchen der Risikolandschaft zu ziehen, häufig ein großes Tuch zum Vorschein“ komme. Andererseits tun sich ungeahnte Handlungsoptionen auf: Man habe die Mitarbeiter gewonnen, beim Ausschalten von Einzelfehlern zu helfen. Allen sollte bewusst sein, dass sich eine Lernhaltung nicht isoliert entfalten kann, sondern alle Unternehmensbereiche und Hierarchieebenen erfassen muss. Gastgeber war die Thyssen-Krupp Bilstein Suspension GmbH in Mandern. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben einer der größten und innovativsten Hersteller für Stoßdämpfer und weltweiter Zulieferer der Automobilindustrie. Neueste Technologien im Stoßdämpfer- und Fahrwerksbereich werden in Mandern entwickelt und zur Serienreife gebracht, wie QM-Leiter Hartig ausführte.
Quelle: QZ Jahrgang 56 (2011) 12 (Download im PDF-Format, 2,2 MB); Homepage: www.qm-infocenter.de/qz